Sukkulenten im Garten

Abbildung 1: Verschiedene Dickblattgewächse zusammen. (Alle Bilder in diesem Artikel können per Klick auf das Bild vergrößert werden)
Abbildung 1: Verschiedene Dickblattgewächse zusammen. (Alle Bilder in diesem Artikel können per Klick auf das Bild vergrößert werden)

 

In unserer Gegend haben wir mehr und mehr ein durch Trockenheit gekennzeichnetes Klima, was besondere Ansprüche an die Pflanzen stellt. Es lohnt sich also, die Pflanzen im eigenen Garten entsprechend anzupassen, um Gießwasser zu sparen. Dazu sind die sogenannten Sukkulenten ideal. Das sind Pflanzen, welche Wasser speichern können. Sukkulente sind dem Namen nach „saftreiche“ Pflanzen, gelegentlich werden sie auch als Fettpflanzen bezeichnet. Sie sind an besondere Klima- und Bodenverhältnisse angepasst. Die bekanntesten Vertreter sind die Kakteen, aber auch die Dickblattgewächse, zu denen der bekannte Mauerpfeffer (Sedum) und auch die Hauswurze gehören.  Bei meinem Vorschlag dazu konzentriere ich mich auf die Hauswurz- oder Sempervivum-Arten. Sie sind eigentlich in den europäischen Gebirgen bis nach Nordafrika heimisch. Auf besonnten Felsen und steinigen Regionen kommen sie besonders häufig vor. Von dieser Herkunft her kann man schließen, dass die Sempervivum-Arten auch winterhart sind. Sie sind ausgesprochen genügsame Pflanzen. Das bedeutet, dass sie mit recht wenig Erde und auch Wasser auskommen. Einmal die Woche etwas Wasser ist nach meiner Erfahrung völlig ausreichend – auch bei den warmen Sommern der letzten Jahre. Außerdem werden viele dieser Sorten gerne von heimischen Insekten besucht. Bei uns sind gerade in der warmen Mittagszeit geradezu Schwärme von kleinen Fliegen bis zu Hummeln an den Blüten „unserer“ Sukkulenten zu finden.

 

Abbildung 2: Blüten einer Art der Mittagsblumengewächse, die nicht zu den Dickblattgewächsen gehört, aber auch eine Familie der Sukkulenten ist.
Abbildung 2: Blüten einer Art der Mittagsblumengewächse, die nicht zu den Dickblattgewächsen gehört, aber auch eine Familie der Sukkulenten ist.

Es sind lt. Wikipedia etwa 200 Sempervivum-Arten beschrieben. Außerdem sind um die 7000 Sorten „in gärtnerischer Verwendung“. Schon das zeigt, dass sie auch für viele Menschen interessant sind. Und das nicht nur, weil sie genügsam sind und sich gut ausbreiten, sondern sie sind auch richtig schön. Wenn man die Information bekommen kann, zu welcher Art die zu kaufenden Sorte gehört, sollte man darauf achten, heimische Arten zu bevorzugen, z.B. Weiße Fetthenne, Scharfer Mauerpfeffer, Milder Mauerpfeffer, Tripmadam, Dachwurz, Spinnweb-Hauswurz. Dadurch ist auch gewährleistet, dass sie von Insekten besucht werden.

Sie wachsen als Horste in Form von ballförmigen, halbkugeligen oder ausgebreiteten Rosetten. Die Größe dieser Rosetten ist je nach Art oder Sorte 0,5 cm. bis < 20 cm, meist um die 5 cm. Die Rosetten, welche einen Blütenstand getrieben hatten, sterben danach ab.

Die Blätter sind in der Regel sehr fleischig - es sind eben Dickblattgewächse. Die Blattfarbe ist teilweise vom Sonnenstand abhängig. Es gibt recht viele Variationen von gelblich und gelbgrün bis graugrün, grau-olivgrün und auch rotbraun. In Abb. 1 sind mindestens 2 Sorten zu erkennen: im Vordergrund die mit den braun-roten Blättern und den vielen Blütenständen, links lugen die hellgrünen Rosetten einer anderen Sorte hervor und die gelben Blüten im Hintergrund gehören zu einer Sedella-Art, welche auch zu den Dickblattgewächsen gehört.

 

Abbildung 3: Weitere Sempervivum-Sorte mit ausgeprägten dunkelgrünen Rosetten und Blütenstand.
Abbildung 3: Weitere Sempervivum-Sorte mit ausgeprägten dunkelgrünen Rosetten und Blütenstand.

Blütenstände werden zwischen Mai und August ausgebildet. Die Blüten an ihrer Spitze sind vielfarbig und teilweise wirklich spektakulär, nicht nur wegen der z.T. dicken und langen Blütenstände. Natürlich sind sie verglichen mit Rosen- oder Tulpenblüten klein. In Abb. 2 zeige ich recht kleine Sukkulentenblüten. Sie kommen ohne Blütenstand daher und auch ihre Struktur ist wie bei „normalen“ Blütenpflanzen. Tagsüber öffnen sie sich und schließen sich gegen Abend wieder – was für die Mittagsblumen typisch ist. Das Bild zeigt deutlich, dass auch die heimischen Insekten die Blüten durchaus zu schätzen wissen – und dass die Blüten wirklich klein sind, etwas kleiner als der Nagel meines kleinen Fingers.

Abbildung 4: Blüte und Knospen einer Art mit braun-roten Rosetten. Unterhalb der linken Knospe kann man noch ein winziges Insekt erkennen.
Abbildung 4: Blüte und Knospen einer Art mit braun-roten Rosetten. Unterhalb der linken Knospe kann man noch ein winziges Insekt erkennen.

Weil die Hauswurze mit wenig Erde auskommen, kann man sie auf Mauerkronen und in Mauerritzen ebenso finden wie in Schutthalden. Für den „Einsatz“ zu Hause sind sie daher auch auf den schon genannten Mauerkronen geeignet, aber auch in Schalen, Krügen usw. Früher wurden sie viel auf Dächern angepflanzt. Daher auch die Bezeichnung Dachwurz oder Dach-Hauswurz. Genau genommen wird damit eine besondere Art gekennzeichnet, Sempervivum tectorum (frei übersetzt: das Immerlebende der Dächer). Sie wurde auf Dächer gepflanzt, um die Gebäude vor Blitzschlag zu schützen. Die Römer nannten die Dachwurz nach ihrem Donnergott Jupiter barba jovis (Jupiterbart). Und Karl der Große ordnete in seiner Landgüterordnung sogar an, die Dächer mit Sempervivum zu bepflanzen!

 

Ich hoffe, ich konnte Ihr Interesse an diesen Pflanzen wecken. Um das noch etwas zu stärken, zeige ich zum Abschluss einfach noch ein paar Bilder.

Udo Baumfalk

Abbildung 5: Winziges Insekt in der Blüte eines Mittagsblumengewächses.
Abbildung 5: Winziges Insekt in der Blüte eines Mittagsblumengewächses.
Abbildung 6: Blütenstand aus einer grünen Rosette.
Abbildung 6: Blütenstand aus einer grünen Rosette.